Außergewöhnliche Jobs

Berufe wie Bäcker, Kaufmann oder Lehrer kennt jeder. Doch auch abseits des Mainstreams lässt sich Geld verdienen. Mit außergewöhnlichen Jobs schwimmt man gegen den Strom und kann auf Partys mit seinem Arbeitsalltag punkten. Ein Überblick:

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Psssst! – Auch mit ungewöhnlichen Tätigkeiten lässt sich Geld verdienen: zum Beispiel als Alibi-Profi, der anderen
Ausreden verschafft. Bild: dpa

■ Der Alibi-Profi: Lügen – das ist der Job von Stefan Eiben. Mit seiner Agentur verschafft er auf Bestellung Alibis. Dafür lässt er sich die verschiedensten Ausreden einfallen. Seine Kunden sind Arbeitslose, die sich für ihre Situation schämen, oder Hausfrauen, die eine Affäre verbergen wollen.

Die Herausforderung daran? „Die Ausreden müssen glaubhaft sein, damit es funktioniert“, sagt Eiben. Für Hausfrauen müsse man sich etwas anderes überlegen als für einen Außendienst-Mitarbeiter. Die Trickkiste des Profis ist tief. Im Angebot hat er eine Reihe von Schauspielern, die alle möglichen Rollen und Dialekte beherrschen: vom fingierten besten Freund bis zur falschen Oma Hildegard.

Doch am meisten nachgefragt werden Einladungsschreiben zu Wochenendseminaren, Hochzeitseinladungen oder vorgetäuschte dringende Telefonate, berichtet Eiben. Das seien definitiv die Bestseller. „Deshalb besteht der Job auch meistens aus ganz normaler Büroarbeit“, sagt der Alibi-Macher, der auch einen Schlussmach-Service anbietet.

Moralische Bedenken habe er bei seinem Job keine. „Ich maße mir nicht an, mir irgendwelche Urteile zu bilden.“ Toleranz sei eine wichtige Voraussetzung, wenn man sich für den Beruf interessiert. Aber Improvisationstalent und Einfühlungsvermögen seien auch wichtig.

■ Bird Controller: Er ist quasi eine lebende Vogelscheuche: Ulf Muuß wird dafür bezahlt, dass er Vögel von Flugzeugen fernhält. Er arbeitet am Flughafen Köln-Bonn und ist dort einer von drei Bird Controllern – auf Deutsch Fachkraft für biologische Flugsicherheit genannt. Muuß soll Vogelschläge verhindern, also dass Flugtier und Flugzeug zusammenprallen.

„Viele denken, dass ich mit der Pistole an der Bahn stehe und wild rumknalle, um die Vögel zu verscheuchen – doch das ist nur ein Weg, um Vogelschläge zu verhindern“, erklärt Muuß. Damit die Tiere erst gar nicht so nah ans Rollfeld kommen, versucht der Bird Controller, vor allem präventiv zu arbeiten. Sprich: Er sorgt dafür, dass der Flughafen so unattraktiv wie möglich für Vögel ist. „Alles, was für die Tiere Nahrung darstellen könnte oder diese produziert, muss vom Flughafengelände verschwinden“, erklärt der Berufsjäger. Gefährlich für die Maschinen seien vor allem große Flugtiere wie Enten, Gänse, Kormorane oder Greifvögel wie Bussarde und Falken.

■ IT-Forensiker: Er ist der Sherlock Holmes des Cyberspace: der IT-Forensiker. In den Weiten des World Wide Web sucht er nach Spuren. Denn egal, ob Wirtschaftskriminalität, Betrug oder sogar Mord: Auch Verbrecher hinterlassen Spuren im Netz. Die Informatiker mit detektivischem Gespür beginnen dann, Daten zu sichern. Sie werten die Informationen von Festplatten und Logdateien aus, um den Täter zu finden. Dabei arbeiten sie eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen.

Der Job wird in einer digitalisierten Welt immer wichtiger. Inzwischen gibt es spezielle Studienangebote wie den Master Digitale Forensik der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Voraussetzung ist hier mindestens ein Jahr Berufserfahrung in einem einschlägigen Fachgebiet wie Informatik oder polizeilicher Strafverfolgung. Was manche nicht wissen: IT- Forensiker brauchen Kenntnisse in Jura. Denn die Ergebnisse der digitalen Spurenjagd müssen vor Gericht Bestand haben.

■ Ocularist: Allein der Name klingt schon exotisch und ist wohl den meisten unbekannt: Ocularisten fertigen Augenprothesen an, die nicht von natürlichen Augen zu unterscheiden sind. Es ist vor allem ein handwerklicher Beruf. Jedes Glasauge wird individuell an den Patienten angepasst und extra hergestellt.

Und wie sieht die Arbeit aus? Zuerst ermitteln die Augenprothetiker mit Hilfe von Abdrucken die genaue Form und Größe der Augenhöhle. Aus einem Glasrohling wird dann über einer Flamme die Prothese geformt. Die Farbe der Iris oder kleine Äderchen werden aufgeschmolzen – alles mit eingefärbten Glasfäden. Für diese Präzisionsarbeit müssen Ocularisten eine sechsjährige Ausbildung absolvieren. Neben handwerklichem Geschick sind natürlich auch der Umgang mit Menschen und viel Fingerspitzengefühl wichtig.

■ Profi-Kuschler: Im Rücken-Kraulen, Streicheln, Wärmespenden und Löffeln ist sie ein Vollprofi: Elisa Meyer hat das Kuscheln zum Beruf gemacht. Sie bietet Schmuse-Einheiten für Bares. Bei ihr kann man Umarmungen und Zärtlichkeiten buchen. Die Idee dafür kommt aus den USA: „Ich habe mich sofort in den Gedanken verliebt, dass ich das auch tun könnte“, sagt Meyer.

Die Kunden, die zu ihr und ihrem Kuschel-Profi-Netzwerk kommen, seien vor allem Alleinerziehende oder Langzeit-Singles. „Prinzipiell lehnen wir niemanden ab. Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat, gekuschelt zu werden – egal, wie er aussieht oder welche Ansichten er hat“, sagt Meyer. Das Wichtigste sei, dass jeder sich an die Regeln hält. Denn die Kuschelei habe nichts mit Sex zu tun. „Wenn ich merke, das geht zu weit, dann breche ich die Sitzung ab“, sagt Meyer. Die Regeln gebe es vorab schriftlich. Berührungen in der Bikinizone etwa seien tabu. 60 Euro kostet eine Stunde in den Armen eines ProfiKuschlers.


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