Auswahl, Gestaltung, Anzahl

Viele Stellenanzeigen verlangen „aussagekräftige Arbeitsproben“: Welche Unterlagen sollten Bewerber dann mitschicken? Je mehr Erfahrung jemand hat, umso mehr Projekte kann er vorweisen – dann heißt es auswählen. Und wie können Berufseinsteiger überzeugen?

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Vor allem in Kreativberufen und in der Wissenschaft werden Arbeitsproben verlangt. Sie sollen einen Eindruck vom Stil, der Qualifikation und dem bisherigen Stand der Arbeit liefern. Bild: Halfpoint/ Westend61/dpa-tmn

München/Köln. (dpa/tmn) In vielen Branchen gehören Arbeitsproben als Beleg über bisherige Projekte zum Bewerbungsstandard. Damit Bewerber Unternehmen überzeugen, müssen sie jedoch einiges bei der Auswahl und Darstellung beachten. „Natürlich werden Arbeitsproben vor allem in den ganzen Kreativberufen verlangt“, sagt Ann Krombholz, Karriereberaterin aus München.

Bei Designern, Journalisten und Architekten lässt sich die bisherige Arbeit gut anhand von Artikeln, Layouts, Produkten oder Skizzen darstellen. „Im wissenschaftlichen Bereich zählen zu Arbeitsproben Veröffentlichungen und eigene Fachbeiträge, aber auch die Teilnahme an Kongressen oder Einladungen als Redner“, sagt Krombholz. Wer sich in einer dieser Branchen bewirbt, sollte sich also darauf einstellen, dass Unternehmen sich bei einer Stellenausschreibung „aussagekräftige Arbeitsproben“ wünschen.

Für einen Personalentscheider ist es sehr zeitaufwendig, wenn das Portfolio so umfangreich ist, dass er sich relevante Projekte erst einmal mühselig selbst heraussuchen muss. Andrea Erdmann, Personalberaterin

Wird eine Arbeitsprobe verlangt, sollten Bewerber dieser Bitte unbedingt nachkommen. Das sei ähnlich wie die Aspekte Gehaltsvorstellung und Eintrittstermin. „Wenn sie gewünscht sind, dann gehören sie in die Unterlagen“, sagt Krombholz. Das gilt auch für Bewerber, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen und noch nicht über ein breites Portfolio verfügen. „Wenn die Erfahrung fehlt, würde ich mir immer selbst Projekte als Aufgabe stellen“, empfiehlt sie und nennt Beispiele: „Ich kann für ein Unternehmen ein Corporate Design erstellen oder als Architektin ein tolles Haus entwerfen“. Natürlich sollte man dann darauf hinweisen, dass es kein reales Projekt war.

Qualität abliefern

Durch die Arbeitsprobe erhält der potenzielle Arbeitgeber einen Eindruck vom Stil des Bewerbers, von seiner Qualifikation und dem bisherigen Stand seiner Arbeit. Dabei gilt es, Qualität abzuliefern. „Und das kann man auch mit einem fiktiven Projekt unter Beweis stellen“, sagt Krombholz.

Unabhängig davon, ob die Arbeitsprobe ein reales oder fiktives Projekt war: Wichtig ist, dass Auswahl und Aufbau stimmen. „Die Passgenauigkeit ist entscheidend“, sagt Andrea Erdmann, Personalberaterin aus Köln. „Für einen Personalentscheider ist es sehr zeitaufwendig, wenn das Portfolio so umfangreich ist, dass er sich relevante Projekte erst einmal mühselig selbst heraussuchen muss.“ Ob sich ein Architekt für eine Stelle im Innendesign oder die Gestaltung eines Wohnblocks bewirbt, ist bei der Auswahl der Arbeitsproben ausschlaggebend. Bestenfalls liegt für beide Varianten eine passende Arbeitsprobe vor.

Nicht immer steht der Name des Bewerbers sichtbar auf der eingereichten Arbeitsprobe – wie dies etwa bei veröffentlichten Texten oft der Fall ist. „Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Bewerber eine Spalte einbaut, aus der hervorgeht, um was für ein Projekt es sich handelt und welchen Teil er dabei konkret übernommen hat“, erklärt Erdmann. Natürlich ist nicht immer zu belegen, dass diese Angaben der Wahrheit entsprechen. Hier müssen die Personaler den Angaben des Bewerbers glauben. Doch wer sich mit fremden Erfolgen schmückt, kann davon ausgehen, dass diese im Laufe des Bewerbungsprozesses oder spätestens in der Probezeit auffliegen.

Wie viele Arbeitsproben Bewerber mitschicken sollten, hängt auch von der Position ab. Die Anzahl steigt im Laufe der Berufsjahre – doch mit zunehmender Erfahrung wird es wichtiger, sinnvoll auszuwählen und nicht einfach den Großteil der bisherigen Arbeit abzubilden. „Ein PDF mit etwa fünf bis zehn wirklich relevanten Arbeitsproben ist empfehlenswert“, sagt Erdmann.

Bewerber sollten dabei auch die Dateigröße beachten: „Ein schneller Download über ein Mailpostfach ist für den Empfänger gerade noch bei einem Datenvolumen von etwa 15 Megabyte möglich“, erklärt Erdmann. Bei größeren Dateien, empfiehlt sie, diese in einer Cloud – etwa über Dropbox oder iCloud - abzuspeichern und den Link zu versenden. Das schone das Postfach des Empfängers.

Branche beachten

Auch eine eigene Website kann eine gute Möglichkeit sein, sein Können zu präsentieren. „Ein gepflegter Blog zum Thema ist heute das, was früher ein Fachbuch war“, sagt Karsten Noack, Kommunikations-Coach aus Berlin. „Arbeitgeber schauen heutzutage häufiger ins Internet und recherchieren Bewerber.“ Bestenfalls stoßen sie hier auf Veröffentlichungen oder andere Belege der bisherigen Arbeit. Wer einen Blog oder eine Homepage betreibt, kann dafür sorgen, dass der potenzielle Arbeitgeber diesen findet – und so beeinflussen, welche Ergebnisse die Google-Suche zum eigenen Namen hervorbringt.

Woran viele Bewerber nicht denken: Schon die Gestaltung der Unterlagen ist eine Art Arbeitsprobe. Noack rät, dabei die Branche zu berücksichtigen. Als Designer sollte man andere Maßstäbe anlegen als in einer Bank oder Beratungsgesellschaft. Nicht überall sehen Entscheider gerne überbordende Kreativität. Oft legen sie mehr Wert darauf, dass Bewerber formale Vorgaben einhalten. In jedem Fall zeigen die Bewerbungsunterlagen, wie strukturiert jemand ist und auftritt, wie sorgfältig er bei Rechtschreibung und Grammatik ist. Auch diese Probe der eigenen Arbeit sollten Bewerber ernst nehmen – ganz unabhängig davon, ob sie zusätzlich Arbeitsproben einreichen.


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