Auch weil es für Arbeitgeber oft nichtssagend ist, verliert das Anschreiben zunehmend an Bedeutung. Wer in einer Bewerbung darauf verzichtet, muss aber den Lebenslauf polieren. Wie geht man vor?
Bei einer Bewerbung ohne Anschreiben ist es wichtig, dass der Lebenslauf ergänzende Angaben enthält. Symbolbild: Christin Klose/dpa
Bochum. (dpa) Mit dem Anschreiben mühen sich Bewerberinnen und Bewerber häufig ab. Da werden Vorlagen gegoogelt oder ein KI-Chatbot um Rat gefragt. Nicht verwunderlich also, dass die „Qualität vieler Bewerbungsschreiben tatsächlich als mangelhaft zu bezeichnen ist“. Das zumindest berichten Ben Dehn und Stefan Gerth vom Bewerbungsservice „Die Bewerbungsschreiber“ aus ihrer täglichen Praxis. Auch für Arbeitgeber ist die mangelhafte Qualität ein Grund dafür, dass Anschreiben im Bewerbungsprozess an Bedeutung verlieren. Sie haben für Personalabteilungen oft wenig Aussagekraft und bieten kaum Zusatzinformationen zum Lebenslauf. Teils verzichten Unternehmen daher darauf, Anschreiben zu verlangen. In dem Fall müsse der Lebenslauf zusätzliche Informationen bieten, so Bewerbungsberater Ben Dehn. Damit Arbeitgeber zum Beispiel entscheiden können, ob ein Kandidat auch menschlich ins Team passt. Der Fachmann gibt Tipps, wie Bewerberinnen und Bewerber ihren Lebenslauf neu strukturieren können.
■ Kurze Motivation als Fließtext einbauen
Warum möchte ein Bewerber oder eine Bewerberin bei einem Unternehmen arbeiten? Für die Personalabteilung eine zentrale Information, die aus einer Bewerbung hervorgehen sollte. Diese Motivation lässt sich auch in den Lebenslauf integrieren. Der Vorschlag der Bewerbungsexperten: Beginnen Sie Ihren Lebenslauf mit einem kurzen Fließtext von ungefähr drei bis vier Sätzen, in dem Sie erklären, warum Sie sich auf die Stelle bei diesem Unternehmen bewerben. Das ersetzt die Einleitung eines Anschreibens.
■ Relevante Fähigkeiten auflisten
Platzieren Sie wichtige und für den ausgeschriebenen Job relevante Fähigkeiten in ihrem Lebenslauf ebenfalls noch vor dem beruflichen Werdegang – in Form einer Auflistung. Ein großer Vorteil: Nutzen Personalabteilungen Tools, die Bewerbungen maschinell auslesen, steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Bewerbung ausgewählt und nicht aussortiert wird. Recruiter nutzen die Tools zum Beispiel dazu, den Bewerberpool nach bestimmten Keywords zu durchsuchen. Sie können sich etwa eine Liste mit allen Kandidaten erstellen lassen, die Englischkenntnisse auf einem bestimmten Niveau haben.
■ Berufliche Highlights hervorheben
Wer mag, kann zwei bis drei berufliche Erfolge oder Highlights auswählen und diese in einer kurzen Liste vor dem Werdegang aufführen. Alternativ lassen sich die Erfolge den jeweiligen beruflichen Stationen zuordnen – beide Ansätze sind Bewerbungsberater Dehn zufolge gängig. Infrage kommen nicht nur zahlenbasierte Erfolge wie Umsatzsteigerungen, sondern auch die Mitwirkung an bestimmten Projekten oder die Zusammenarbeit mit einer fachfremden Abteilung.
■ Gehaltswunsch richtig platzieren
„Bitte machen Sie Angaben zu Ihrem möglichen Eintrittstermin und Ihrer Gehaltsvorstellung“ – solche Aufforderungen enthalten viele Stellenanzeigen. Fällt das Anschreiben weg, können Bewerberinnen und Bewerber auch diese Information in ihren erweiterten Lebenslauf integrieren – zum Beispiel als ausgeschriebener Satz in einem „Über Mich“-Abschnitt am Anfang des Lebenslaufs, so Dehn. Der Bewerbungsexperte schlägt etwa die Formulierung „Hoch motiviert stehe ich Ihnen ab dem TT.MM.JJJJ zu einem verhandelbaren Bruttojahresgehalt von XX.XXX Euro zur Verfügung.“ vor. Alternativ können die Angaben tabellarisch erfolgen. „Die Platzierung ist fast zweitrangig, da es erst mal um die Auslesbarkeit geht“, sagt Dehn. Er hält es für sinnvoll, die Angabe entweder eher am Anfang des Lebenslaufs zu platzieren, bevor man in die Darstellung des Werdegangs geht – oder zum Ende des Lebenslaufs als abschließende Punkte. Dafür nutzt man zwei Zeilen: eine Zeile mit „Verfügbarkeit: ab TT.MM.JJJJ“ und eine mit „Gehaltsvorstellung: XX.XXX Euro“.
„Die Qualität vieler Bewerbungsschreiben ist tatsächlich als mangelhaft zu bezeichnen.“
Ben Dehn und Stefan Gerth vom Bewerbungsservice „Die Bewerbungsschreiber“
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