Egoismus oder Teamplay: Was im Job wirklich weiterbringt

Die einen handeln ichbezogen, die anderen setzen auf Harmonie. Welche Strategie hilft im Berufsleben? Fest steht: Egoisten haben oft Erfolg. Aber langfristig gesehen hilft etwas anderes.

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Ellenbogen ausfahren oder doch auf Kooperation setzen? Unternehmen schätzen Mitarbeiter, die grundsätzlich auch auf die anderen gucken. Bild: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Hamburg. (dpa) Sie wollen Karriere machen? Na, dann fahren Sie mal die Ellenbogen aus, Sie werden sie brauchen. Gilt das tatsächlich heute noch? Wer kommt wirklich im Arbeitsleben weiter, die Egoisten oder die Teamplayer? Die Ego-Zeit sei vorbei, meint Professor Jens Weidner, Team-Arbeit dagegen extrem wichtig. „Als Ego-Shooter löst man keine komplexen Aufgaben mehr“, sagt der Autor und Management-Trainer. Melanie Kohl registriert ebenfalls einen Wandel in Unternehmen. Man könne heutzutage durchaus erfolgreich sein, indem man andere erfolgreich mache. Schließlich würden glückliche Mitarbeiter gerne mehr leisten, mehr Verantwortung übernehmen und seien motivierter. „Wer viele Egoisten im Team hat, wird das Gegenteil beobachten können.“

Gruppendruck und Wortführer

Ein kooperativer Teamplayer zu sein, bedeute jedoch nicht nur, immer für andere da zu sein, führt Kohl aus, sondern sowohl Verantwortung für die eigenen als auch für die gemeinsamen Ziele zu übernehmen. Dazu kommt, dass Teams auch ihre Schattenseiten haben, wie Weidner darlegt. Sie könnten zu Gangs werden, die Angst verbreiten. Deshalb gelte es zu analysieren: Wie entsteht Gruppendruck? Wer ist Wortführer? Wer unterstützt mich auch nach Fehlern? Wer ist gegen mich? „Für genau die Kollegen, die sich bemühen, einem Knüppel zwischen die Beine zu werfen, braucht es Biss“, erläutert Weidner. Damit meint er nicht puren Egoismus, im Gegenteil. Der Berater und Kriminologe nennt es „positive Aggression“. Dabei dürfe man auch mal nachtragend sein und müsse billigend in Kauf nehmen, dass andere verlieren. Wie hart ein solcher Kampf jedoch werden kann, zeigen die Experimente von Professor Manfred Milinski vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön. Hat einer von zwei eigentlich gleich gestellten Mitarbeitern die Option, aufzusteigen und ein höheres Gehalt zu kassieren, wird dieser sich zu einem sogenannten „Erpresser“ oder „Ausbeuter“ entwickeln. „Der Ausbeuter arbeitet weiter mit dem Kollegen zusammen, aber in 40 Prozent der Fälle eben nicht“, erklärt Milinski. Dadurch sei er als Ausbeuter schwer zu erkennen. Das Gegenüber profitiere unterm Strich, wenn er oder sie weiter zusammenarbeite.

Ausbeuterstrategien

„Sie kennen die Kollegen oder Chefs als nett und hilfsbereit“, schildert Milinski, „und plötzlich zieht er Sie über den Tisch.“ Man hält es zunächst für ein Versehen, aber die Masche wiederhole sich. „Wenn Sie jemanden als Schleimer erkennen, ist das vermutlich ein Erpresser“, sagt der Evolutionsbiologe. Die Ausbeuterstrategie zwinge auf subtile, nette Weise den Gegenüber in seinem eigenen Interesse zur ständigen Kooperation. „Beide profitieren, der Ausbeuter aber erheblich mehr“, führt Milinski aus. Für den Ausgebeuteten gibt es nur ein Entrinnen: wenn er komplett auf Gewinn verzichtet, was aber unvernünftig wäre. „Die Regel ist simpel“, sagt Milinski, „in der Mehrzahl der Fälle, aber zufällig verteilt, kooperativ sein, im Rest unkooperativ.“

Nur kurzfristig Erfolg

Auf egoistisches, unkooperatives Verhalten des Gegenübers sollte man jedoch mit einer ebensolchen Vorgehensweise antworten. „Egoisten haben häufig einen kurzfristigen Erfolg“, meint Weidner. Sie wüssten, wie man auftritt, hätten eine gute Performance. Der Erfolg sei aber selten nachhaltig. „Die verbrennen wie Ikarus in der Sonne an ihrer Selbstgefälligkeit.“ Weidner rät stattdessen: Setzen Sie sich durch, um Gutes zu tun. Wer sich durchsetzt, hilft dem Unternehmen, das dann eventuell mehr Umsatz macht oder höhere Gewinne erzielt. 


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