Entwürfe in 3D

(dpa/tmn) Der Vater Hobbyschrauber, der ältere Bruder Schlosser: Lisa-Marie Schott war in ihrer Familie immer von Technik umgeben. „Ich war als Kind schon sehr auf Autos fixiert“, erzählt die 22-Jährige, die früh eine Faszination für technische Zeichnungen entwickelte. Trotzdem sah sie sich andere Berufe an, machte Praktika bei der Polizei und beim Anwalt. Nach dem Abitur aber wurde klar, dass sie ihrer Liebe zur Technik folgen wollte. Die Wahl fiel auf eine dreieinhalbjährige duale Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin. Die absolviert Schott bei der EDAG in Fulda, einem Ingenieurs-Dienstleister für die internationale Automobilindustrie.

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Großer Auftritt: Technische Produktdesignerinnen wie Lisa Marie Schott müssen Entwürfe nicht nur zeichnen und berechnen, sondern sie auch vor Kunden präsentieren. Bild: dpa/tmn

Interesse an Technik

Technische Produktdesigner entwerfen und konstruieren kleine Bauteile oder große Anlagen. Sie wählen passende Normteile und Werkstoffe aus, setzen Änderungsvorschläge um und erstellen Dokumentationen. Die Ausbildung gibt es erst seit dem Jahr 2005. 2011 ging der Technische Zeichner im Technischen Produktdesigner auf. Statt des Zeichenbretts stehen bei der modernisierten Ausbildung sogenannte CAD-Verfahren im Mittelpunkt, also das rechnergestützte Konstruieren, erklärt Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Trotzdem lernen die Auszubildenden noch das Zeichnen per Hand. In einer sechswöchigen Werkstattphase bekam Lisa-Marie Schott auch Einblick in die handwerklichen Grundlagen – obwohl Technische Produktdesigner vorwiegend im Büro arbeiten. „Das war sehr hilfreich“, sagt sie. Nur so könne man verstehen, was in der Werkstatt gebraucht wird.

Mitbringen sollten Auszubildende Interesse an Technik und räumliches Vorstellungsvermögen. „Ich war in der Schule schon sehr mathematisch und in Richtung Physik interessiert“, sagt Schott. Das dreidimensionale Zeichnen sei ihr deshalb relativ leichtgefallen. Weitere Voraussetzungen seien Kommunikationsfreude, Neugierde, eine hohe Lernbereitschaft und Flexibilität, ergänzt Michael Noll, bei der EDAG verantwortlich für den Ausbildungsbereich der Produktentwicklung. Auch Englischkenntnisse seien wichtig – denn viele Auszubildende wollen später im Ausland arbeiten.

Zwei Fachbereiche

Nach Angaben des BIBB entscheiden sich in Deutschland pro Jahr zwischen 2600 und 2700 junge Menschen für eine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner. „Die stabilen Ausbildungszahlen deuten darauf hin, dass der Beruf relativ robust ist, was Konjunkturschwankungen betrifft“, erklärt Michael Assenmacher, Referatsleiter für technische Berufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Der Beruf teilt sich in zwei Fachbereiche: Rund 2000 Auszubildende starten pro Jahr im Maschinen- und Anlagenbau. Im Mittelpunkt steht dabei die Konstruktion von Maschinen jeglicher Art – beispielsweise für die Autoindustrie oder den Schiffsbau. Bei der EDAG entstehen in diesem Bereich zum Beispiel Fertigungsanlagen und Fördertechnik.

Der zweite, kleinere Fachbereich ist die Produktgestaltung und -konstruktion – vom Fahrzeugbau über Möbel bis hin zu klassischen Konsumgütern wie einer Kaffeekanne. „In dieser Fachrichtung wird auch auf das Design Wert gelegt“, sagt Assenmacher. Für diese Richtung hat sich auch Lisa-Marie Schott entschieden. Die Abteilung, in der sie ihre Ausbildung macht, ist auf das Interieur von Autos spezialisiert. Im dritten Lehrjahr arbeitet die Auszubildende erstmals an einem eigenen Bauteil: der Verkleidung einer B-Säule als Verbindung zwischen Fahrzeugboden und Dach.

Bei der Gestaltung und Konstruktion solcher Produkte spielt auch das Präsentieren der Entwürfe vor Kunden eine große Rolle. Deswegen sollten Technische Produktdesigner auch sprachliches Ausdrucksvermögen mitbringen, sagt Bretschneider.

Doch nicht nur die Wünsche der Kunden beschäftigen Technische Produktdesigner, auch die Anforderungen der Ingenieure und anderer Abteilungen eines Unternehmens, bis hin zur Verpackung. „Eine Herausforderung ist es, das alles zu erfassen und dann auch noch seine eigene Kreativität einzubringen“, sagt Assenmacher. Gerade diese Interdisziplinarität sei das Spannende an diesem Beruf: „Es gibt viele, die mit dem Beruf sehr zufrieden sind, weil er so wahnsinnig abwechslungsreich ist.“

Duales Studium möglich

Auszubildende verdienen nach Angaben der Agentur für Arbeit je nach Lehrjahr zwischen 400 und rund 1200 Euro monatlich. Bei der EDAG liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt nach der Ausbildung bei 2400 Euro, sagt Michael Noll. In der Praxis verfügt nach Angaben von BIBB-Experte Bretschneider knapp die Hälfte der Auszubildenden über eine Hochschulreife – vorgeschrieben sei jedoch keine bestimmte Schulbildung. Etwa zwei Drittel der Auszubildenden seien männlich.

Bei der EDAG werden hauptsächlich Abiturienten und gute Realschüler eingestellt, sagt Noll. Fast alle bilden sich nach der Ausbildung weiter – entweder als Techniker für Karosserie- und Fahrzeugtechnik oder innerhalb eines dualen Studiums im Bereich Maschinenbau. „Die Entwicklungsmöglichkeiten sind enorm.“


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