Experten für Nachhaltigkeit

(dpa/tmn) Holz ernten, Saatgut gewinnen und Flächen aufforsten: Das sind Themen, mit denen Eric Jach regelmäßig zu tun hat. Er studiert an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde Forstwirtschaft im Bachelor. Sein Ziel ist es, Förster zu werden.

89554251.jpgImmer draußen in der Natur arbeiten – davon träumen viele Arbeitnehmer. Für Eric Jach ist das Alltag. Er will Revierförster werden und studiert in Eberswalde Forstwirtschaft. Bild: dpa

„Ich wollte schon früh Förster werden“, erzählt der 29-Jährige, der aus der Prignitz in Brandenburg stammt. Mit 15 hat er seinen Jagdschein gemacht und nach der Schule eine dreijährige, duale Ausbildung als Forstwirt absolviert. Eine gute Grundlage für das Studium, könnte man denken. Dennoch ist es anspruchsvoll. „Das erste Semester habe ich etwas unterschätzt“, erklärt er.

Interesse an der Praxis

Förster brauchen ein breites Wissensspektrum. Neben den Naturwissenschaften spielen im Studium auch Ingenieurs-, Gesellschafts-, und Wirtschaftswissenschaften eine Rolle, sagt Prof. Achim Dohrenbusch von der Universität Göttingen. „Das macht es so abwechslungsreich.“

Voraussetzung für das Studium sei das Interesse an Natur und Naturwissenschaften, aber auch die Offenheit für wirtschaftliche Fragen, erklärt Dohrenbusch. Auch wenn es berufliche Nischen gibt, in denen man überwiegend am Schreibtisch sitzt: Das Interesse an der Praxis sei wichtig, erklärt Dohrenbusch. An fünf Fachhochschulen und vier Universitäten in Deutschland werden Studiengänge im Forstbereich angeboten. Nach dem sechssemestrigen Bachelorstudium müssen angehende Revierförster je nach Bundesland einen einjährigen, berufsvorbereitenden Anwärterdienst oder ein zweijähriges Traineeship absolvieren. Dann können sie als Revierförster im gehobenen Forstdienst arbeiten. Zu den Aufgaben gehört es, Waldarbeiter anzuleiten, Jagd und Holzernte zu organisieren und Waldwege zu pflegen.

Revierförster beraten Waldbesitzer und sind im Bereich der Umweltund Waldpädagogik tätig. Wer zusätzlich ein Masterstudium anschließt, qualifiziert sich für Leitungs- und Führungstätigkeiten – vor allem in öffentlichen oder privaten Forstverwaltungen.

Vielfältige Anforderungen

Von den Bachelorabsolventen hätten etwa 60 Prozent den klassischen Revierdienst als Ziel, schätzt Jens Düring vom Bund Deutscher Forstleute. Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Berufsperspektiven bieten auch Naturschutzbehörden und die holzbearbeitende und -verarbeitende Industrie. Auch im Bereich der Umweltbildung oder bei internationalen Organisationen finden Forstwirtschaftler und -wissenschaftler Jobs.

Die Anforderungen sind vielfältig. „Man muss soziale Kompetenz mitbringen“, sagt Jach. Der Wald hat für die Bevölkerung eine Erholungsfunktion, gleichzeitig hat er eine wirtschaftliche Funktion und eine Schutzfunktion – gegen Lärm und Erosion zum Beispiel. Das kann zu Konflikten führen. Förster müssen deshalb moderieren können. „Es kommt viel auf Kommunikation an. Forstleute benötigen fast schon psychologische Fertigkeiten, müssen fit in Öffentlichkeitsarbeit und PR sein“, erklärt Düring. Im öffentlichen Dienst schwanke das Einstiegsgehalt von Revierleitern je nach Bundesland zwischen 2500 und 2900 Euro brutto. Als Angestellter im privaten Sektor verdiene man meist weniger.

Die Berufsaussichten haben sich in den vergangenen Jahren verbessert: Forstverwaltungen der Länder und private Waldbesitzer hätten Ende der 1980er und Anfang der 1990er-Jahre viele Stellen zusammengestrichen, sagt Dohrenbach. Forstämter seien zusammengelegt worden, wodurch die Flächen größer wurden, ohne dass das Personal entsprechend angepasst worden wäre. Doch das ändere sich jetzt wieder.

Bedarf steigt

„Es gibt einen enormen Bedarf, der sogar noch steigen wird“, sagt Wolf Ebeling, Geschäftsführer des Deutschen Forstwirtschaftsrates. Das liege auch am hohen Durchschnittsalter der Forstleute. In den kommenden Jahren werden viele von ihnen in den Ruhestand gehen. „Jetzt sind gute Zeiten, um in den Beruf einzusteigen.“

Die Zahl der Studieninteressenten sei in den vergangenen Jahren gestiegen, erklärt Dohrenbusch. Einen Grund dafür sieht er in dem erhöhten Umweltbewusstsein der jüngeren Generation. Der Begriff Nachhaltigkeit habe seinen Ursprung in der Forstwirtschaft. Ursprünglich sei es darum gegangen, nicht mehr aus dem Wald herauszuholen, als auch wieder nachwächst.

Der Beruf des Försters sei jedoch nicht ganz so romantisch, wie ihn sich viele vorstellen, warnt Jach. Schließlich gehöre immer auch Büroarbeit dazu. Trotzdem ist er sich sicher mit seiner Wahl. Wenn es nach dem Bachelor nicht gleich mit einer Anstellung klappt, wolle er als selbstständiger Forstwirt arbeiten – so, wie er es neben dem Studium tut.


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