Gut verdienen ohne Studium

Wer glaubt, dass nur mit einem Studium ein hohes Einkommen möglich ist, der irrt. Sieben Beispiele beweisen das Gegenteil.

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Wer später viel verdienen möchte, muss nicht zwingend einen Studienabschluss haben. Auch nach einer Ausbildung, zum Beispiel bei der Berufsfeuerwehr, können Gehälter vergleichsweise hoch sein. Bild: Benjamin Nolte/dpa

Von Sabine Meuter, dpa

Iserlohn/Nürnberg. Den richtigen Beruf finden? Das ist für junge Leute oft alles andere als einfach. Es geht darum, Vorlieben und Neigungen auszuloten. Aber auch der Verdienst spielt eine große Rolle. Viele glauben, dass sie nur mit einem Studium ein gutes bis sehr gutes Einkommen erzielen können. Ein Trugschluss. Berufstätige, die eine Ausbildung durchlaufen haben, haben mitunter ebenso Top-Gehälter. Eine kurze Übersicht:

■ Fluglotsen:

Sie gehören zu den Spitzenverdienern unter den Nichtakademikern: Fluglotsen sorgen vom Tower oder vom Kontrollzentrum aus für einen reibungslosen Ablauf des Luftverkehrs in ihrem Sektor. Sie kümmern sich darum, dass es genügend zeitliche und räumliche Abstände zwischen den Flugzeugen gibt, damit sie sich nicht behindern oder gar kollidieren. Ob für Start, Landung, Steigoder Sinkflug – Fluglotsen geben den Flugzeugführern per Sprechfunk Anweisungen. Bewerber um einen Ausbildungsplatz müssen das Abitur haben und fließend Englisch sprechen. „Außerdem müssen sie verschiedene Eignungstests durchlaufen“, sagt Thomas Röser vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung.

Fluglotsen können laut Bundesagentur für Arbeit (BA) ab rund 6400 Euro brutto im Monat bis zu 8900 Euro verdienen. Zum Vergleich: Mediziner und Pharmazeuten erzielen nach Angaben von Vanessa Thalhammer von der Bundesagentur für Arbeit (BA) ein monatliches Bruttoeinkommen von im Schnitt 6196 Euro (West) und 5700 Euro (Ost). Die Bruttoverdienste im technischen Ingenieurwesen betragen im Schnitt 6198 Euro (West) und 4661 Euro (Ost).

■ Mechatroniker:

Sie arbeiten beispielsweise im Fahrzeug-, Luft- oder Raumfahrzeugbau oder im Maschinen- und Anlagenbau: Mechatroniker haben vielfältige Aufgaben. Sie bauen Komponenten mechanischer, elektrischer oder elektronischer Art, fügen sie zu Systemen zusammen und programmieren oder installieren anschließend die nötige Steuersoftware. So entstehen Produktionsanlagen in der Industrie oder etwa Spülmaschinen.

Wer eine Ausbildung in diesem Beruf absolvieren möchte, muss keinen bestimmten Schulabschluss vorweisen können. Die meisten Firmen stellen laut BA junge Leute mit Realschulabschluss ein. Das Einstiegsgehalt von fertig ausgebildeten Industriemechanikern liegt bei etwa 3100 bis 3600 Euro. Es kann im Laufe der Berufsjahre auf bis zu 6000 Euro und mehr steigen, wie Johannes Wilbert sagt, Leiter des Instituts zur Berufswahl in Wetter an der Ruhr.

Voraussetzung – und das gilt für alle Berufe – ist: lebenslanges Lernen. Das heißt, sich immer auf dem Laufenden halten, Weiterbildungskurse besuchen und offen für Neues sein.

■ Bankkaufleute:

Sie können je nach Arbeitgeber und Region bis zu 5700 Euro im Monat brutto verdienen. Das geht aus dem Entgeltatlas der BA hervor. Bankkaufleute beraten Kunden über Finanzprodukte und bearbeiten Aufträge. Rechtlich ist kein bestimmter Schulabschluss für die Ausbildung in einer Bank vorgesehen. Die meisten Geldinstitute stellen aber Bewerber mit Abitur ein.

■ Handelsfachwirt:

Vergleichsweise hohe Gehälter erzielen auch Handelsfachwirte. Sie planen und steuern Geschäftsprozesse – egal, ob im Ein- und Verkauf, im Marketing und Vertrieb, in der Logistik oder im Personalwesen. Voraussetzung für die Ausbildung, die in Kombination mit einer Ausbildung zum Einzelhandels- oder Groß- und Außenhandelskaufmann erfolgt, ist in der Regel das Abitur. „Nach der dreijährigen Ausbildung haben Handelsfachwirte gleich zwei Abschlüsse in der Tasche“, sagt Röser. Das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen von Handelsfachwirten liegt laut BA-Entgeltatlas bei 5480 Euro. Zum Vergleich: Rechtswissenschaftler mit einem langjährigen Jura-Studium verdienen nach BA-Angaben zwischen rund 4900 (Ost) und 5700 Euro (West).

■ Maurer:

Maurer stellen nach der Vorgabe von Architekten Wände, Gewölbe und Stützen aus klein-, mittel- und großformatigen Steinen her, aber auch Schornsteine. Daneben betonieren sie Fundamente und Decken. Wer eine Ausbildung anstrebt, muss keinen bestimmten Schulabschluss haben. Arbeitgeber stellen aber häufig angehende Azubis mit Hauptschulabschluss ein. Maurer gehören ebenfalls zu den Besserverdienern in Deutschland: „Bei entsprechender Weiterbildung zum Meister können sie je nach Region über 5000 Euro verdienen“, erklärt Wilbert.

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Wer Maurer werden will, macht eine duale Ausbildung. Danach – und insbesondere mit einem Meistertitel – verdienen die Fachkräfte oftmals sehr gut. Bild: Ina Fassbender/dpa

■ Matse:

Anforderungen analysieren, Software entwerfen, programmieren, testen – das sind die Kernaufgaben von mathematisch-technischen Softwareentwicklern. Rechtlich ist für die Ausbildung kein bestimmter Schulabschluss vorgesehen, die meisten Betriebe stellen jedoch nach BA-Angaben junge Leute mit Abitur ein. Nach dem BA-Entgeltatlas kann das durchschnittliche Einkommen der Entwickler bei bis zu 5100 Euro liegen – das unterscheidet sich aber je nach Bundesland.

■ Berufsfeuerwehr:

Berufsfeuerwehrleute löschen nicht nur Brände. Sie bergen Verletzte, retten Menschen aus Notlagen oder neutralisieren ausgetretene Gefahrstoffe nach einem Unfall. Laut Entgeltatlas der BA liegt das monatliche Bruttoeinkommen von Berufsfeuerwehrleuten im Schnitt bei 4375 Euro. Je nach Region kann es aber auch höher sein – in Nordrhein-Westfalen etwa sind rund 5200 Euro möglich.


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