„Haben Sie noch Fragen?“: Wie man elegant ein Vorstellungsgespräch überstehen kann

Haben Sie noch Fragen? So enden standardmäßig viele Jobinterviews. Häufig fällt einem nur noch Nichtssagendes ein, war ja schon alles geklärt. Die Chance sollte man aber nicht verstreichen lassen. 

Bewerberinnen und Bewerber sollten die gesamte Länge des Vorstellungsgesprächs nutzen, um Fragen zu stellen. Bild: Christin Klose/dpa

Von Elena Zelle, dpa

Köln/Tübingen. Das Vorstellungsgespräch ist gut gelaufen, man hat einen guten Eindruck gemacht, beide Seiten sind optimistisch, dass es passt. Aber dann kommt sie, die Frage mit der die meisten zwar rechnen, die vielen aber noch mal die Schweißperlen auf die Stirn treibt: „Haben Sie noch Fragen?“ Die Frage nach den Fragen – einerseits habe sie etwas Gutes, sagt Karriere-Coach Bernd Slaghuis.„Die Frage zum Abschluss ist wertschätzend dem Gesprächspartner gegenüber, denn sie gibt dem Bewerber die Möglichkeit, etwas nachzufragen, wofür noch kein Platz war.“

■ Keine Frage um der Frage willen

Andererseits stelle die Frage ein Problem dar: „Die meisten Bewerber lernen, im Gespräch brav zu antworten und erst am Ende mit ihrer Frage auch einmal Initiative zu zeigen“, so Slaghuis. „Sie lernen drei Fragen auswendig und stellen eine davon, nur um eine Frage zu stellen. Das ist Quatsch.“ Denn das verhindere nicht nur, dass der Bewerber sich von anderen abhebt und in Erinnerung bleibt, sondern auch einen guten Austausch.

■ Eigeninitiativ Fragen stellen

„Bewerber sollten nicht warten, bis sie aufgefordert werden, ihre Fragen zu stellen, sondern die Zeit des gesamten Gesprächs nutzen, um alles Wichtige zu klären“, sagt der Karriereberater. Wie sonst im Leben auch sollte man nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat, man mehr wissen will oder etwas schwammig war. So sieht es auch Pamela Grüninger. Sie ist Karriere-Coach und hat in der Personalentwicklung und im Recruiting gearbeitet. Ihr Rat: „Auf Augenhöhe ins Gespräch gehen. Im Kern haben beide Seiten dasselbe Interesse: Arbeit, die langfristig erfüllt, Freude macht und Sinn stiftet.“

■ Sich nach Herausforderungen erkundigen

Aber welche Fragen helfen nun dabei, wirklich etwas Wertvolles über den Job oder den Arbeitgeber zu erfahren? Grüninger hat Beispiele parat: „Was braucht es, um den Job wirklich gut machen zu können?“ ist eine Möglichkeit. Oder auch: „Was sind die größten Herausforderungen?“ So bekomme man einen guten Eindruck von dem, was einen erwartet und was die Anforderungen sind. Grüninger rät, auch nach einem typischen Arbeitstag zu fragen. Konkret könne der Bewerber so erfahren, welche Rolle die einzelnen Aufgaben im Alltag tatsächlich spielen. Die Verteilung der Tätigkeiten geht aus Stellenausschreibungen oft nicht hervor. Sie empfiehlt außerdem, sich den Arbeitsplatz zeigen zu lassen und um ein Gespräch mit den Kollegen zu bitten. So bekomme man ein Gefühl dafür, ob man sich am Arbeitsplatz wohlfühlen könnte.

■ Vor dem Gespräch Liste mit Fragen sammeln

Slaghuis schlägt vor, eine Liste mit 15 bis 20 Fragen rund um Aufgaben, Team, Führungskräfte, Struktur, Schnittstellen und Entwicklungsmöglichkeiten vorzubereiten. Je nachdem, was für die eigene Entscheidung für einen Job am wichtigsten ist.Einige Beispiele: Was genau werden meine Aufgaben sein? Woran werden Sie in sechs Monaten festmachen, ob ich hier einen guten Job mache? Wer ist mein direkter Vorgesetzter? Wie sieht das Team aus: Wie alt sind die Mitglieder, wie lange sind sie im Unternehmen? Was für eine Historie hat die Stelle? wurde sie neu geschaffen oder tritt man eine Nachfolge an?

■ Motivation hinter Fragen erklären

Er empfiehlt außerdem, nicht bloß Fragen zu stellen, sondern auch die Motivation dahinter deutlich zu machen. Anstatt einfach zu fragen „Wie sieht die Einarbeitung aus?“ sollte man sich erklären: „Mir ist es wichtig, schnell in mein Aufgabengebiet reinzukommen. Wird es jemanden geben, der mich einarbeitet und mir in den ersten Wochen alles zeigt?“ Auch Grüninger rät, etwas von sich preiszugeben.„Man sollte nicht zu strategisch in ein Bewerbungsgespräch gehen. Besser ist es, ehrlich zu sein.“ Natürlich transportiere jede Frage eine Botschaft. Es mache einen Unterschied, ob jemand nach Teamevents fragt oder nach einem im Urlaub nutzbaren Firmenwagen. Ein ehrliches und offenes Miteinander sei „aber ein Winwin für alle Parteien.“

■ Alles geklärt? Um erstes Feedback bitten

Aber was antwortet man denn nun auf die Frage aller Fragen, wenn alles geklärt ist? Wer jetzt fragt, was die Stelle genau beinhaltet, der habe vorher entweder nicht zugehört oder im Gespräch sei etwas gehörig schiefgelaufen, so Slaghuis. In einem guten Gespräch sollten beide Seiten in etwa den gleichen Redeanteil haben. Wenn zum Ende des Gesprächs alles geklärt ist, könne man sich für das Gespräch bedanken und fragen, wie der Bewerbungsprozess weiterläuft, sagt der Karriereberater. Bewerberinnen und Bewerber können auch um erstes Feedback bitten. „Was ist Ihr Eindruck nach unserem Gespräch?“ Auch die Frage: „Gibt es noch andere Bewerber?“ sei nicht verboten. Wenn alles gesagt ist, dann bleibt einem nur, genau das zu kommunizieren: „Nein, wir haben über alles für mich Wichtige bereits gesprochen.“ 


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