Kollegen-Rivalität als Ansporn?

Schneller, besser, effektiver: Aus einem kleinen Wettbewerb unter Kollegen kann schnell ein erbitterter Machtkampf werden. Wann Rivalität zum Problem wird und welche Lösungsstrategien es gibt.

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Wenn Kollegen oder Kolleginnen immer wieder Revierkämpfe austragen, ist es am besten, sie nicht im gleichen Team arbeiten zu lassen. Bild: Christin Klose/dpa-tmn

Von Sophia Reddig, dpa

Köln. Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Tatsächlich kann ein Wettbewerb Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu Bestleistungen motivieren. In manchen Fällen passiert das Gegenteil: Niemand kann sich mehr auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren. Enormer Stress, hohe Fehlzeiten oder sogar Kündigungen können die Folge sein. „Entscheidend ist, ob Misstrauen, Missgunst und Feindseligkeit im Spiel sind“, sagt Timo Müller. Er leitet das Institut für Konfliktmanagement und Führungskommunikation (IKuF). „Oft steckt hinter einer solchen Rivalität nämlich kein einfaches, spielerisches Kräftemessen, sondern ein ungelöster Konflikt oder gleich mehrere Konflikte zusammen.“ In diesen Fällen sei es wichtig, als Führungskraft nah am Team zu sein, das Problem frühzeitig zu erkennen und zu handeln.

Auf der Suche nach Ursachen

Aber was genau ist zu tun? Die beiden Parteien dazu auffordern, den Streit einfach beizulegen, helfe nicht weiter. Stattdessen müsse in einem vermittelnden Gespräch nach der Ursache des Konflikts gesucht werden. „Oft sind Führungskräfte dafür jedoch nicht geschult worden“, sagt Müller. Dann könne es sinnvoll sein, sie weiterzuqualifizieren oder extern Hilfe zu holen. Alternativ kann man versuchen, die Streithähne direkt zu trennen und in unterschiedlichen Teams einzusetzen. Das ist der Ansatz von Anke Sommer. Sie leitet das Institut Sommer für Coaching, Team- und Persönlichkeitsentwicklung. „Wenn jeder seinen eigenen Wirkungskreis hat, gibt es keine Revierkämpfe. Dann fühlt sich niemand vom anderen bedroht, jeder kann sich auf seine Stärken konzentrieren“, sagt sie. Überhaupt gilt: Teams sind erfolgreicher, wenn Mitglieder unterschiedliche Fähigkeiten und Stärken haben. „Sie können sich ergänzen, statt zu versuchen, sich gegenseitig auszustechen“, so Sommer.

In der Nische aufgehen

Doch wie findet man heraus, wo die eigenen Stärken liegen? Meistens seien dies Eigenschaften, die man selbst gar nicht als Fähigkeit wahrnehme. „Oft sind es die Dinge, für die man schon als Kind gelobt wurde. Dinge, die einem selbst so einfach fallen, dass man diese als selbstverständlich sieht“, erklärt Sommer. Zudem sei es ratsam, sich eine Nische zu suchen und dort seine Expertise auszubauen. Dadurch mache man sich in diesem einen Bereich unverzichtbar und trete von vornherein nicht in Konkurrenz zu anderen. „Grundsätzlich ist ein Wettbewerb wenig effektiv, weil es immer einen oder mehrere Verlierer gibt“, sagt Sommer. Stattdessen sollte man sich lieber auf die Prinzipien Ergänzung und Verbesserung konzentrieren. Zudem sollte man als gute Führungskraft die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter kennen und dieses Wissen nutzen, wenn Arbeitsgruppen gebildet oder neue Mitglieder ins Team geholt werden.

Doch was ist, wenn eine Rivalität unausweichlich scheint, beispielsweise im Rennen um eine offene Führungsposition? Auch hier sei die Führungskraft entscheidend, sagt Müller. Sie müsse einen fairen, transparenten Wettbewerb ermöglichen. „Das geschieht, indem von Anfang an klar kommuniziert wird, wie eine Stelle vergeben wird und nach welchen Fähigkeiten gesucht wird.“ Nur dann sei es möglich, dass ein solcher Wettstreit auf der sachlichen und nicht auf der persönlichen Ebene ausgetragen wird. 


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