Lohnt sich ein Vollstudium im Ausland?

Temporäre Studienaufenthalte im Ausland sind beliebt. Einige Studierende geben sich damit aber nicht zufrieden und möchten ihr ganzes Studium im Ausland absolvieren. Was ist dabei zu beachten?

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Blindflug: Wer zum Auslandsstudium zum Beispiel in die USA geht, kann sich den Studienort in der Regel nicht vorher ansehen. Bild: Markus Hibbeler/dpa-tmn

Von Philipp Schulte, dpa

Bonn/Hamburg. Spanien, Frankreich, Großbritannien: Auslandsaufenthalte gehören mittlerweile für immer mehr Studierende zum Curriculum. Das zeigen Daten, die der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) 2019 zusammengestellt hat.

Wer vor solch einer großen Überlegung steht, hat viel zu klären. Sicher ist: Ohne Vorbereitung geht es nicht. Besonders für ein Vollstudium im Ausland ist im Vorfeld viel zu regeln. Wolfgang Gairing vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) empfiehlt daher, bereits ein Jahr vorher zu wissen, wohin es gehen soll.

Besuch in Studienstadt schwierig

Die Fristen und Unterlagen, die für eine Bewerbung nötig sind, unterschieden sich teilweise erheblich von denen für deutsche Hochschulen. Sprachzertifikate oder Eignungstest müssten in vielen Fällen vor Studienstart abgelegt werden. Eine weitere Hürde kann die Entfernung sein. Wenn die Wunschuniversität in den USA, statt in der Heimatstadt liegt, kann man sich diese vorher nicht ohne den Aufwand einer USA-Reise einfach anschauen. Ob die Studienstadt dann auch die richtige ist, bleibt offen.

Finanzen sind ein weiteres Thema, über das sich Studierende Gedanken machen müssen. So seien die Studiengebühren vor allem in den USA und Großbritannien enorm hoch, sagt Gairing. Ob sich das finanzielle Engagement später auszahlt, ist unklar.

Das bestätigt Matthias Rauhut von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. Die Reintegration in den deutschen Arbeitsmarkt könne mit einem Hochschulabschluss aus dem Ausland schwieriger verlaufen. Wer allerdings seine berufliche oder private Zukunft im Zielland sieht, für den sei ein Vollstudium im Ausland kein Problem.

Möchte man aber nach Deutschland zurückkehren, ist vorab zu prüfen, ob der Studienabschluss hier anerkannt wird. Darüber hinaus seien Inhalte oftmals nicht eins-zu-eins übertragbar und für Arbeitgeber undurchsichtig. Es empfiehlt sich deshalb, erst zum Master ins Ausland zu gehen.

Mit Soft Skills punkten

Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Auslandsstudium aber durchaus positive Effekte für die Karriere haben. Aus Sicht von Anna Lüttgen, Expertin für internationale Rekrutierungen beim Personalvermittler Hays, könnten Bewerber später zum Beispiel mit dem Renommee ausländischer Universitäten bei Arbeitgebern punkten.

Und die Soft Skills sind nicht zu unterschätzen. Ein Absolvent, der ins Ausland geht, verlässt der Personalexpertin zufolge seine persönliche Komfortzone, erwirbt interkulturelle Kompetenzen und gilt allgemein als selbstständiger. Das kann bei der späteren Jobsuche viele Türen öffnen


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