Lustig oder lächerlich

(dpa/tmn) Als Bewerber muss man aus der Masse herausstechen. Denn für begehrte Stellen gibt es oft Dutzende von Kandidaten. Mit einer 0815-Bewerbung kommt man da nicht weit. Mutige Kandidaten wählen daher eine Guerilla-Taktik und versuchen, mit unkonventionellen Mitteln in die Offensive zu gehen.

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Warum nicht eine Bewerbung im Unternehmensstil machen? Es bietet sich etwa eine Spielfigur an, die wie das Produkt des Wunscharbeitgebers aus sieht. Ein Vorbild hierfür ist etwa die Bewerbung als Lego-Figur von Leah Bowman. Bild: dpa

Solche Guerilla-Bewerbungen sind eine hohe Kunst – bestenfalls beweisen Kandidaten damit, dass sie kreativ sind und offen für neue Ideen. Alles Punkte, die heute in vielen Berufen gefordert werden. Und sie zeigen, dass sie sich Mühe gegeben haben, erklärt der Karrierecoach Bernd Slaghuis aus Köln. Auffallen um jeden Preise sei aber die falsche Devise. Denn zwischen genial und genial daneben ist es nur ein schmaler Grad. Schlimmstenfalls wirkt es einfach nur peinlich.

Einfach nur anders als die anderen zu sein, ist außerdem kein Einstellungsgrund. Am Ende kommt es auf die Substanz an, erklärt Slaghuis. Es muss daher einen inhaltlichen Bezug zum Unternehmen geben. „Sonst zuckt der Personaler nur mit den Schultern“, ergänzt Bewerbungscoach Jürgen Hesse aus Berlin. Bei einer Bewerbung an Ferrero könne man die Unterlagen beispielsweise in ein Nutellaglas stecken – das erzeugt Aufmerksamkeit. „Die Verpackung macht’s schließlich.“

Einige Kandidaten sind mit ihren ausgefallenen Ideen zu regelrechten Internet-Berühmtheiten geworden. Einfach kopieren dürfen Bewerber diese natürlich nicht – sie können aber eine Anregung für die eigene Jobsuche sein. Drei Beispiele:

■ Im Unternehmensstil: Bewerber können sich etwa als Katalog im Firmenstil präsentieren. Wie wäre zum Beispiel eine Bewerbung als Ikea-Prospekt oder -Gebrauchsanleitung? Es reicht aber nicht, nur die Firmenfarben oder das Logo in der Bewerbung zu verwenden, sagt Slaghuis. Alternativ bietet sich eine Spielfigur an, die wie das Produkt des Wunscharbeitgebers aussieht. Ein Vorbild hierfür ist etwa die Bewerbung als Lego-Figur von Leah Bowman (http://dpaq.de/SU0c9). „Das zeigt, dass man sich Gedanken zum Unternehmen gemacht hat und vielleicht etwas mehr dafür brennt als andere“, sagt Hesse.

■ Sich selbst im Onlineshop anbieten: Philippe Dubost aus Paris hat es vorgemacht: Er hat eine Amazonseite erstellt, auf der er sich selbst zu Kauf anbot (https://phildub.com/). Seine Referenzen listete er als Produktbeschreibung auf, Stimmen seiner frühreren Arbeitgeber als Kundenbewertungen.

■ Werbeplakat und Flugblätter: Der Brite Adam Pacitti mietete 2013 von seinem letzten Geld eine Plakatwand für sein Jobgesuch. Darauf war ein Bild von ihm zu sehen und eine Web-Adresse, unter der Arbeitgeber mehr über ihn erfahren konnten (http://dpaq.de/Xt7GC). „Das kann als Hingucker funktionieren“, sagt Slaghuis. In einer Großstadt geht ein einzelnes Plakat aber schnell unter, in kleineren Städten ist der Werbeeffekt also größer. Ansonsten können Bewerber auch Flugblätter verteilen, etwa auf einer Messe, gibt Hesse ein Beispiel.


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