Waschen, schneiden, föhnen

Die Chemie muss in jeder Hinsicht stimmen: Ein Friseurbesuch ist für viele Menschen Vertrauenssache. Friseure brauchen deshalb neben kreativem Geschick vor allem eine offene und freundliche Art.

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Mareike (links) lässt sich von Karina Küster die Haare schneiden. Sie wird auch bei der Abschlussprüfung der Friseur-Auszubildenden Modell sitzen. Bild: Robert Günther/dpa-tmn

Köln. (dpa/tmn) Für Karina Küster war immer schon klar: Sie möchte einen Handwerksberuf erlernen. Heute arbeitet sie als Auszubildende im dritten Lehrjahr im Friseursalon esser & esser in Köln. „Das Schöne an Haaren ist: Sie werden immer geschnitten, es ist ein Beruf mit Zukunft“, sagt die 24-Jährige, deren Mutter bereits Friseurin ist. „Und es ist einfach schön, dass man direkt ein Ergebnis sieht.“

Interesse an Menschen

Haare schneiden, färben, stylen – Karina Küster mag den Kontakt zu den Kunden. „Man sollte ein Interesse an Menschen haben, sich gut ausdrücken können und ein gewisses handwerkliches Geschick haben“, sagt sie. Man sollte daran interessiert sein, immer wieder Neues zu lernen, weil sich Haarschnitte und Moden immer wieder ändern. Auch Teamfähigkeit ist wichtig, denn im Friseursalon ist man den ganzen Tag eng beieinander.“

Harald Esser, Karina Küsters Chef, kann das bestätigen. „Das muss man können – den Leuten freundlich entgegentreten und ein formvollendetes Auftreten haben.“ Für ihn entscheiden nicht die Schulnoten: „Es sollte nicht nur ein Ausweichberuf sein, sondern der Beruf, den er oder sie wirklich lernen möchte.“ Auch wenn kein bestimmter Abschluss verlangt wird, ist eine gute Schuldbildung für die ganze Ausbildung von Vorteil, glaubt der Saloninhaber und Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks. Karina Küster hat Abitur gemacht. Auch sie hat festgestellt: Mit einem entsprechendem Abschluss fällt die Berufsschule leichter. Von Vorteil für angehende Friseure ist ein Interesse für Mathematik, Chemie und Physik.

Drei Jahre dauert die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule in der Regel. In diese Zeit fällt auch die überbetriebliche Ausbildung, die die Azubis meist wochenweise absolvieren. „Es gibt zum Beispiel Salons, wo man so gut wie keine Dauerwelle mehr macht“, erklärt Verbandschef Esser. „Das gehört aber mit zur Ausbildung und wird dann in den überbetrieblichen Maßnahmen ergänzt.“ Weil der Umgang mit Menschen das A und O im Friseurberuf ist, lernen Azubis das ganz am Anfang, sagt Christian Hess. Er ist Präsident des cat in Walldürn (Baden-Württemberg), dem Verband der Künste und Techniken der Friseure Deutschlands. Also: „Wie begrüße ich Kunden? Wie kommuniziere ich korrekt? Wie bereite ich sie für die weitergehenden Behandlungen vor?“

Schnitt kommt erst später

Im ersten Lehrjahr geht es außerdem um Grundtechniken, die ein Friseur beherrschen muss: etwa die Dauer- und Wasserwelle oder Haare eindrehen. „Das sind zwar auf den ersten Blick uncoole Sachen, sie sind aber sehr wichtig“, betont Hess. „Das ist wie die Straßenverkehrsordnung der Friseure. Wenn ich diese Fähigkeiten habe, werde ich später sehr viel schneller lernen können. Alle Mode baut darauf auf.“ Das Haareschneiden kommt ab Ende des ersten Lehrjahres schrittweise dazu. Colorieren, Maniküre und Make-up stehen ebenso im Ausbildungsrahmenplan wie Kundenverwaltung und die Planung von Arbeitsabläufen.

Übung macht den Meister – um dafür genug Zeit zu haben, lernen die Auszubildenden an Trainingsköpfen oder Modellen, gerne auch aus dem Freundeskreis. „Man darf nicht die Vorstellung haben, dass Auszubildende im ersten Jahr die Frisuren verschneiden“, beruhigt Salonchef Esser. „Zum einen haben sie jemanden neben sich stehen. Zum anderen sind sie bei den ersten Haarschnitten in der Regel sehr vorsichtig und arbeiten sich schrittweise vor. Dass jemand danach nicht auf die Straße gehen konnte, habe ich noch nicht erlebt.“

Gute Aussichten

Wie in anderen Handwerksberufen ist Nachwuchs gesucht. Weibliche Auszubildende sind in der Mehrzahl, der Männeranteil liegt trotz steigender Tendenz noch unter zehn Prozent. Bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs sollten junge Leute genau hinschauen, rät cat-Chef Hess. „Die Konzepte von Friseursalons sind so vielfältig wie die Frisuren, die gemacht werden.“ Seine Empfehlung: „Ich würde Praktikumstage machen und gucken: Gefallen mir das Ambiente und die Kollegen? Nehmen mich die Führungskräfte als Bewerber wahr? Wichtig ist auch: Was für Kunden sitzen dort?“ Es gebe viele Salons mit älterem Kundenstamm und solche mit jungen Konzepten. Am besten sucht man sich einen, der weder ins eine noch ins andere Extrem tendiert.

Der Verdienst in der Ausbildung variiert je nach Bundesland. Meist geht es im ersten Lehrjahr mit rund 400 Euro los und steigt im dritten Jahr bis auf etwa 750 Euro an, erklärt Hess. In einzelnen Ländern können es aber auch jeweils um die 200 Euro weniger sein. Die Jobaussichten nach der Ausbildung sind gut. Wer möchte, kann seinen Meister oder Betriebswirt machen. Auch Spezialisierungen sind möglich, zum Beispiel zum Maskenbildner oder Diplom-Coloristen. Berufsbegleitend kann etwa Beauty-Management studiert werden. Karina Küster malt sich ihre Zukunft nach der Gesellenprüfung so aus: „Ich möchte noch einige Jahre im Beruf bleiben, gerne auch hier im Betrieb. Danach kann ich mir gut vorstellen, eine Zeit im Ausland zu arbeiten und nach ein paar Gesellenjahren den Meister zu machen.“


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