Webinar statt Seminar

(dpa/tmn) Digitales Lernen gehört in vielen Berufen längst dazu. Das gilt für den Angestellten, der in einem Internetforum recherchiert, wie für den Chirurgen, der am 3D-Modell eine Gehirnoperation ausprobiert. Doch taugt das sogenannte E-Learning auch zur Weiterbildung?

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Weiterbildung nach Wunsch: Wer digital lernt, kann die Zeit frei einteilen – muss aber auch selbstständig und strukturiert arbeiten können. Bild: dpa

Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der deutschen Firmen kombinieren klassische Präsenz-Seminare inzwischen mit digitalen Lerntechnologien. Das hat eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben. Zur Auswahl stehen komplett virtuelle Kurse, einmalige sogenannte Webinare, aber auch informelle Lernmöglichkeiten, etwa in sozialen Netzwerken. Bevor sich Mitarbeiter für eine dieser Weiterbildungsmethoden entscheiden, sollten sie sich einige Fragen stellen.

■ Was ist das Ziel der Weiterbildung?

„Erst wenn klar ist, was man verändern möchte, kann man nach Methoden suchen, mit denen das gelingen kann“, sagt Roland Küffner von der Universität Würzburg. Welche Kompetenzen sollen erworben werden? Wo kann der Angestellte sein neues Wissen einsetzen? Handelt es sich um eine berufliche Weiterbildung, sollten Arbeitnehmer diese Fragen vorher mit ihrem Chef klären.

Wer sich privat weiterbilden will, sollte darauf achten, dass er das Gelernte auch anwenden kann. „Lernen auf Vorrat ist eher kontraproduktiv. Eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis ist wichtig“, sagt Angela Fogolin vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Auch den Wert der erworbenen Zertifikate und Abschlüsse sollte man vorher prüfen.

■ Welcher Lerntyp bin ich?

Für E-Learning sollten Arbeitnehmer in der Lage sein, strukturiert zu arbeiten und sich Lerninhalte selbst zu erschließen. Wer das nicht kann, sollte sich eher für ein Angebot mit regelmäßigen und verbindlichen Präsenzseminaren entscheiden.

Zu den wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches Online-Lernen gehört eine gewisse Offenheit, sagt Rebecca Stromeyer, Chefin der Konferenz für technologiegestützte Ausund Weiterbildung OEB in Berlin: E-Learner müssen bereit sein, sich auf Neues einzulassen, es auszuprobieren und anzuwenden. „Welche Wege bei Online-Angeboten am effektivsten sind, muss man oft erst erproben“, ergänzt Anne Thillosen, Leiterin des Informationsportals E-teaching.org.

■ Welche E-Learning-Methode ist die richtige?

„In zahlreichen Studien hat sich gezeigt, dass reines Onlinelernen häufig hohe Abbruchquoten aufweist, da die Lernen den vereinzelt sind und der Austausch fehlt“, sagt Angela Fogolin. Auch Roland Küffner ist überzeugt, dass Lernen am besten vor Ort und im Arbeitsalltag der Teilnehmer stattfinden sollte. Dort können sie die Fortbildungsinhalte direkt auf die eigene Arbeitspraxis übertragen. Darum setzen viele Anbieter inzwischen auf „Blended Learning“. Das ermöglicht den phasenweisen Austausch mit anderen Lernenden am Arbeitsplatz oder bei einem Seminar. „Blended-Learning-Angebote eignen sich besonders dann, wenn das Bildungsangebot über einen längerfristigen Zeitraum angelegt ist“, sagt Fogolin vom BIBB.


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