In Krisenzeiten: Wie geht man mit der Angst vor dem Jobverlust um?

In schwierigen Zeiten wächst oft auch die Befürchtung, den Job zu verlieren. Doch nicht nur der Verlust des Arbeitsplatzes selbst, schon die Angst davor kann lähmen. Welche Strategien helfen?

Die Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes kann lähmen.

Symbolbild: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Von Charlotte Ruble, dpa

Potsdam/Osnabrück. Corona, Krieg in Europa und eine drohende Rezession: Eine Krise folgt der anderen. Und in Zeiten steigender Lebensmittelpreise, Strom- und Heizkosten wiegt ein Jobverlust besonders schwer. Kein Wunder, wenn da Angst vor Arbeitslosigkeit aufkommt. Doch wie kann man ihr begegnen – und was hilft im Fall der Fälle? Schwierig wird es immer dann, wenn die Angst vor einem möglichen Jobverlust zu einer Negativspirale führt – und einen lähmt. Um das zu verhindern, setzt man sich am besten erst einmal damit auseinander, wovor man sich eigentlich konkret fürchtet. Christiane Karsch, Coach für berufliche Neuorientierung, rät, sich folgende Fragen zu stellen: „Was genau löst die Angst in mir aus? Was ist es, das mich ängstigt? Ist die Angst begründet oder unbegründet?“ Wenn man diese Fragen für sich klärt, nimmt man der Angst ihre Größe – und grenzt sie in ihrem Umfang ein.

Eigene Stärken ausbauen

Hilfreich ist auch, sich daran zu erinnern, wie man vergangene Krisen gemeistert hat, so Antonio Arra, Verbundleiter des Berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit in Potsdam. So wird man sich der eigenen Kompetenzen und Stärken bewusst. Und kann sich davon ausgehend fragen: „Wie können mir diese Stärken helfen, die Angst in Schach zu halten?“ Die Rückbesinnung auf eigene Kompetenzen kann auch helfen, den Abfall des Selbstwertgefühls bei einem Jobverlust abzufedern. Und man kann dazu übergehen, die eigenen Stärken auszubauen. Der Wirtschaftspsychologe Andreas Hemsing rät, sich außerdem Erfolgserlebnisse neben der Arbeitzu verschaffen – etwa beim Sport oder mit Freunden und Familie. „Es ist wichtig, dass man da eine Gegenstabilität sucht“, so Hemsing. Die kann auch darin bestehen, sich vor Ort ehrenamtlich zu engagieren – oder sich ein neues Hobby zu suchen. „Der Verlust der Arbeit und damit dieses Orientierungsrahmens wirft oft auch die Grundstrukturen des Lebens durcheinander“, sagt Hemsing. Eine sinngebende Aufgabe und das Aufbauen von neuen Routinen können der Angst vor dem Verlust des Jobs entgegenwirken – und zum Erleben von Selbstwirksamkeit führen. „Der Arbeitsplatz ist eine Quelle des Selbstwerts“, so Uwe Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück. Und die gilt es, andernorts aufzubauen. Merkt man, dass die Angst vorm Jobverlust begründet ist, sollte man allerdings aktiv werden. „Das Entscheidende ist, ins Handeln zu kommen“, rät Hemsing. Das kann bedeuten, seine Bewerbungsunterlagen zu aktualisieren oder sich konkret nach alternativen Arbeitsmöglichkeiten umzuschauen. Man kann auch versuchen, mit dem Arbeitgeber oder mit Kollegen ins Gespräch zu kommen – und so auch Möglichkeiten für eine interne Versetzung in einen anderen Arbeitsbereich ausloten.

Das Gespräch suchen

Außerdem hilfreich: Sich schon im Vorfeld Unterstützung von außen holen. „Bei einer drohenden oder eingetretenen Arbeitslosigkeit, sollte man nicht mit der Angst allein bleiben, sondern das Gespräch suchen“, empfiehlt Arra. Das können Freunde und Familie sein, die emotional unterstützen und einen Perspektivwechsel anbieten können. Häufig erfährt man auch erst durch Bekannte von einem potenziellen neuen Arbeitsplatz. Man kann sich aber auch direkt an die Agentur für Arbeit wenden, um die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt einzuschätzen. Arra rät, folgende Fragen zu klären: „Über welche fachlichen Kompetenzen verfüge ich? Wie sieht der Arbeitsmarkt für mich aus? Ist das eine Möglichkeit, mich beruflich umzuorientieren?“ So kann die Krise auch als Chance für eine berufliche Weiterentwicklung gesehen werden. „Eine Eigenschaft der Angst ist, dass sie den Fokus bindet. Durch eine Beratung, beispielsweise bei der Bundesagentur für Arbeit, und das Aufzeigen von Möglichkeiten, wird der Fokus wieder erweitert“, so Arra. Nicht zuletzt sollte man sich mit den Modalitäten des eigenen Arbeitsvertrags auseinanderzusetzen, der Kündigungsfrist etwa. Oder mit der Höhe des Arbeitslosengeldes, das man im Fall einer Kündigung erwarten kann. Dann stellt sich auch die Frage: Wann sollte ich mich arbeitslos melden? Spätestens im Fall einer Kündigung kann es angebracht sein, sich rechtlich beraten zu lassen.

„Eine Eigenschaft der Angst ist, dass sie den Fokus bindet. Durch eine Beratung, beispielsweise bei der Bundesagentur für Arbeit, und das Aufzeigen von Möglichkeiten, wird der Fokus wieder erweitert.“

Antonio Arra, Verbundleiter des Berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit in Potsdam

Kurz innehalten

Sollte die Kündigung tatsächlich eintreten, darf man der Trauer aber auch erst mal Raum geben. Dann könnte man Karsch zufolge darüber nachdenken, was eigentlich der Grund für den Jobverlust ist: Liegt es tatsächlich an eigenen Fehlern oder hatte die Kündigung externe Gründe? „Wenn ich nichts dazu beigetragen habe, sollte das meinen Selbstwert nicht angreifen“, sagt Kanning von der Hochschule Osnabrück. Falls doch, könnte das der Anfang einer beruflichen Umorientierung sein. In jedem Fall sollte man aber auch dann aufpassen, nicht zu tief ins Loch zu fallen. „Nach einer plötzlich eingetretenen Arbeitslosigkeit kann man sich eine kurze Phase des Innehaltens gönnen“, so Arra. „Aber wichtig ist es, dann wieder aktiv zu werden.“

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