Vom Akademiker zum Handwerker: Wie der Wechsel gelingen kann

Anlagenmechaniker statt Anglist, Mechatronikerin statt „was mit Medien“? Eine Ausbildung im Handwerk kann auch nach einem Studium noch infrage kommen. Was man vorab wissen sollte.

Keine Lust auf Schreibtischarbeit? Akademikerinnen und Akademiker, die eine Ausbildung im Handwerk in Betracht ziehen, sollte mehr motivieren als nur dieser Punkt. Symbolbild: Oliver Krato/dpa

Berlin. (dpa) In vielen akademischen Berufen bleiben die Ergebnisse der Arbeit abstrakt, manchen Menschen fehlt womöglich die Praxis. Eine denkbare Option dann: raus aus dem akademischen Beruf – und eine Ausbildung im Handwerk starten. Hier ist Nachwuchs schließlich gefragt. Doch wie findet man heraus, ob das der richtige Schritt sein könnte - und wie geht man ihn am besten an? Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung kennt den Wunsch von Akademikern ins Handwerk zu wechseln. „Bei kreativen und sprachlich orientierten Studiengängen kommt das häufiger vor, weil nach dem Studium erst eine Orientierungsphase stattfindet“, sagt er. „Praktisch orientierte Studiengänge weisen das weniger auf.“ 

Körperliche Belastungsfähigkeit

Allerdings gilt ihm zufolge auch: „Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Problem lösen möchte, indem er den akademischen Tätigkeitsraum verlässt oder ob die Motivation wirklich ist, ins Handwerk zu wollen.“ Nur wenn letzteres der Fall sei, rät er zu einem Wechsel. Dafür müsste man dann allerdings auch bestimmte Kompetenzen und Voraussetzungen mitbringen. Neben technischem Verständnis, räumlicher Vorstellung, handwerklichem Geschick und einer guten Hand-Augen-Koordination sei etwa die körperliche Belastungsfähigkeit Voraussetzung für einen Handwerksberuf, so Craney. Wer hier unsicher ist, kann der persönlichen Eignung etwa im Rahmen von Kompetenzfeststellungsverfahren bei der Agentur für Arbeit auf den Grund gehen. Craney rät, den Wunsch nach einem Wechsel ins Handwerk zudem mit dem Umfeld zu besprechen – und zu überlegen, ob man mit eventuell kritischen Ansichten in puncto Imageverlust leben kann. Wissen sollte man zudem: „Im Handwerk gibt es flache Hierarchien und regelmäßige Beförderungen sind nicht so häufig wie bei akademischen Laufbahnen“, so Craney. „Auf der anderen Seite wird man schnell Chef oder kann häufig mit niedrigem Startkapital einen eigenen Betrieb eröffnen.“ Volker Born vom Zentralverband des Deutschen Handwerks nennt einen weiteren Vorteil für Akademikerinnen und Akademiker, die eine Ausbildung beginnen möchten: eine verkürzte Ausbildungsdauer. Denkbar ist etwa eine Verkürzung um bis zu zwölf Monate, wenn man eine allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife mitbringt – und der Ausbildungsbetrieb zustimmt. 

Triale Studienangebote

Außerdem eine Option für Akademikerinnen und Akademiker: duale und triale Studienangebote, bei denen Ausbildung und Studium oder Meisterqualifikation und Studium kombiniert werden. „Für diese Zielgruppe gibt es viele Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung, die eine berufliche Karriere bis hin zur Betriebsleitung eröffnen“, so Born. Als mögliche Hürde bei der Ausbildung sieht er lediglich eine falsche Vorstellung über den Handwerksberuf: „Jemand, der gerne am Schreibtisch plant oder Schriftverkehr mag, dürfte vermutlich im Handwerk nicht glücklich werden.“ Und wie geht man nun vor, wenn man sich nach dem Studium auf einen Ausbildungsplatz im Handwerk bewerben möchte? Volker Born empfiehlt Akademikerinnen und Akademikern, in der Bewerbung deutlich zu machen, dass das Handwerk nicht Plan B ist.

„Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Problem lösen möchte, indem er den akademischen Tätigkeitsraum verlässt oder ob die Motivation wirklich ist, ins Handwerk zu wollen.“ Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung

Begeisterung fürs Praktische

Der Erkenntnisgewinn während des Studiums und die Orientierung hin zum Praktischen können hier als Argumente dienen. Wer darlegt, was ihn am Handwerk begeistert und beispielsweise in der Bewerbung angibt, dass man am Ende des Tages gerne auch sehen möchte, was man erarbeitet hat, lasse die Motivation gleich erkennen. Ein Tipp von Olaf Craney: statt sich schriftlich zu bewerben, einmal persönlich im Betrieb vorbeischauen.„Der erste Eindruck ist wichtiger als die Bewerbungsunterlagen“, so der Experte. 

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